Neues vom W.I.M. Projekt „Gemeinschaftsgarten Nethen“
Eine weitere Idee für Nachhaltigkeit, initiiert von drei Aktiven der Ammerlandgruppe „W.I.M. - Weniger. Ist. Machbar“ nimmt Formen an.
„Hände in die Erde“ hieß es im Frühjahr für die hochmotivierten Menschen, die sich im W.I.M. Projekt „Gemeinschaftsfeld“ zusammenfanden. Selbst gezogene Gemüsepflänzchen, vorgekeimte Kartoffeln, Erdbeerpflanzen, Beerensträucher sowie verschiedene Kräuter und bienenfreundliche Stauden konnten endlich auf den zwei Anbauflächen in Nethen und Hahn-Lehmden gepflanzt und das biologische Saatgut ausgebracht werden.
Über die lokale Presse hatten sich Ende 2020 etwa zwanzig Interessierte aus der näheren Umgebung gefunden, die Lust auf's Ackern hatten. In Zeiten von Corona waren zwar keine realen Treffen möglich, aber Organisieren, Recherchieren, (Anbau-) Planungen und Absprachen liefen auch über mediale Kontakte. Ausgesätes musste wegen des nassen und kalten Frühlings länger als gewöhnlich im Haus gehalten werden... Gästezimmer, Keller, Treppenhaus und Wintergarten, überall dekorierten Minikulturen der verschiedensten Gemüsesorten die Innenräume.
Und dann endlich Ende April ging's raus - an und in die Erde.
„Wer ist am Sonntag ab 11.00h zum Hochbeet bauen dabei?“ wurde über die Signalgruppe geklärt. „Wer kommt nachmittags zum Ausmessen der Beete?“ „Hat noch jemand einen Anhänger für den Transport von Gartengeräten?“ „Wir haben noch Gartenmöbel übrig!“ Echte Aufbruchstimmung und ein enormer Tatendrang machten sich breit.
„Was passiert denn da hinter dem Dorfgemeinschaftshaus?“
mag sich manch einer gefragt haben, der vielleicht nach einem Blutspendetermin einen Blick in den alten Schulgarten Nethen warf.
Die „Ackerbauenden“ hatten hier nach intensiver und ökologisch bewusster Planung und Abstimmung das von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Gelände deutlich umgestaltet. Eine zuvor professionell durchgeführte Bodenanalyse half, die fehlenden Mineralstoffe und Organismen durch entsprechende Bodenbearbeitung und -aufbereitung für ein erfolgreiches Gärtnern vorzubereiten.
20 Beete sind nun paarig gegenüber angelegt, auf der linken Seite säumt ein breiter Blühstreifen längs das gesamte Gelände. Hochbeete - aus Paletten gezimmert - tragen erste Ernten, am Tor ranken Bohnen an Stangen hoch, eine Benjeshecke begrenzt den Garten in der rechten hinteren Ecke. „Eigentlich war das für's Osterfeuer gesammelt, aber die durften ja nicht stattfinden,“ freuten sich unsere Jugendlichen beim Aufbau.
Experimentell ist das aus ausgestochenen Grassoden errichtete Hochbeet, auf dem sich Kürbisse und Zucchini inzwischen sehr wohl fühlen.
Corona bedingt konnten alle Aktionen nur immer zu zweit oder zu dritt durchgeführt werden - eine Herausforderung besonders beim Bau der Benjeshecke, der verschiedenen Hochbeete und bei der ambitionierten Konstruktion des Wassermanagements. Kostbares Trinkwasser aus der Leitung soll hier natürlich nicht zum Gießen eingesetzt werden.
Bewusstes ökologisches Handeln erfordert, kreativ die anfallenden Regenmengen aufzufangen, um sie in dosierter Form auf die angelegten Beete und die durstenden Pflanzen zu bringen. „ Ich geh heute Abend nochmal gießen!“ heißt es dann von unseren ganz Fleißigen am Ende eines heißen Sommertages. Um die Feuchtigkeit bestmöglich im Boden zu halten, wird um die Pflanzen herum gemulcht. Angesetzte Beinwell- und Brennesseljauchen verzaubern die Landluft, bevor sie später als ökologische Düngung auf's Beet gehen.
Der Acker in Hahn-Lehmden
Die Arbeit auf dem „Acker an der alten Eiche“ konnte beginnen, nachdem der Landwirt Felix Müller für uns die gewünschte Größe der Fläche vorbereitet und ringsum mit einem Blühstreifen versehen hatte. In diesem Jahr war es nix mit „Im Märzen der Bauer ...“ da musste es schon April werden, um die Ackerfläche intensiv per Hand weiter zu bearbeiten.
Geplant waren hier der Anbau von Kartoffeln, Kürbis, Bohnen, Mais und Kohl. Um der Erosion entgegen zu wirken und die Erde abzudecken wurde mit Heu gemulcht, denn hier kam ja die Bewässerung ausschließlich durch Regen von oben. Vorher tropfte jedoch der Schweiß derjenigen darauf, die sich auf dem freiliegenden Acker abmühten. Ein erstes Nachempfinden von der mühsamen Arbeit auf dem Feld!
Im Juli ist es an der Zeit eine Zwischenbilanz der Arbeit und der Entwicklung auf den zwei Anbauflächen zu ziehen.
Erstes Zusammensein in größerer Gruppe - Picknick im Schulgarten
Endlich war es Anfang Juli möglich, sich mit mehreren zu einem Picknick im Schulgarten zu treffen – was für eine Freude! Einige sahen sich hier zum ersten Mal „live und in Farbe“ - hatten wir doch vorher immer nur in Miniteams zusammen gearbeitet.
Vor Ort wurden nun Erfahrungen, Geräte und Rezepte ausgetauscht – das leckere Buffet gab schon einen Vorgeschmack auf eine mögliche spätere Verwendung der Ernteerträge. „Was meint ihr, wie groß die Kürbisse werden - kann man die jetzt schon ernten?“ „Die Radieschen sind total scharf, aber mit Kartoffeln gebraten … lecker!“ „Also, die Erdbeeren … bevor die eine Chance haben, rot zu werden, haben die Rehe sie entdeckt.“
Besonders beschäftigte uns in dem Zusammenhang der Schutz vor Wildfraß, der die erwarteten Ernten doch sehr gefährdete. Wie oft hatten sich Rehe über die leckeren kleinen Pflanzen und ersten Triebe hergemacht. Abhilfe war dringend nötig, denn so konnten wir keine wirklichen Ernteerträge erzielen, geschweige denn, wie geplant, an andere verteilen.
Richtig viel Arbeit und Mühe steckt in dem Wildzaun, den einige der Aktiven mühsam um das Gelände errichtet - und auch immer wieder nachgebessert haben.
Und angesichts der vom Himmel brennenden Sonne ist die einhellige Meinung: „Wir brauchen hier auch dringend einen Sonnenschutz auf dem freiliegenden Gelände!“
Zwischenbilanz im Juli 2021
Die Gruppe ist durch regen Austausch und gemeinsame Aktionen richtig toll zusammengewachsen und sprüht nach wie vor vor Ideenreichtum, Tatendrang und kreativen Problemlösungen.
Durch Schulabschlüsse sind leider einige der Jugendlichen nicht mehr vor Ort, so dass manchmal einige kräftige Arme mehr gebraucht werden könnten.
Die Arbeit in und mit der Natur stellt nicht nur uns vor manche Herausforderungen, ist eindeutig mühsam, aber auch sinnlich und sinnvoll. Es ist immer wieder faszinierend, was z.B. aus einem kleinen Samenkorn wachsen kann und welche Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu beobachten ist.
Und als „Ackernde“ haben wir nun nicht nur die Hände in der Erde, sondern auch täglich den Blick zum Himmel.
Und … wir bleiben dran!
Geli Wald für W.I.M.
Gemeinsam auf dem Feld ackern
Raus an die frische Luft und die Hände in die Erde!
Wer wir sind und wo wir ackern
Wir sind eine bunte Gruppe von Menschen aus Rastede und Umgebung, die gemeinschaftlich Gemüse anbauen und ernten. Unsere Gemüse-Gemeinschaft gibt es seit Sommer 2020 und sie wächst - wie unsere Pflanzen - stetig an. Wir ackern auf einem Feld in Hahn-Lehmden, das uns Felix Müller, Landwirt und Vorsitzender des Ammerländer Landvolkverbandes, zur Verfügung stellt. Neben diesem „Acker an der Eiche“ hat uns die Gemeinde dankenswerterweise eine weitere Fläche hinter dem Dorfgemeinschaftshaus in Nethen zur Verfügung gestellt, den „Alten Schulgarten Nethen“.
Unsere Motivation
Wir sind aus ganz unterschiedlicher Motivation dabei, so möchten die einen lernen, eigenes Gemüse anzubauen, andere sehen die Arbeit auf dem Feld als guten Ausgleich zum Beruf, um den Kopf frei zu bekommen, wieder andere sind experimentierfreudig und möchten verschiedene Anbauweisen wie Permakultur ausprobieren. Was alle eint, ist die Wertschätzung für die Lebensmittel und ihre Herstellung und der Wunsch, gemeinsam etwas ökologisch Wertvolles zu erschaffen. Darüber hinaus soll das Projekt aber auch Wissen über landwirtschaftliche Arbeit, die angebauten Pflanzen und die Verarbeitung regionaler Lebensmittel vermitteln – und das generationsübergreifend.
Mitmachen?
Wer mitmachen möchte, kann sich auf vielfältige Weise einbringen, beispielsweise bei der Planung und Organisation, bei der Arbeit auf dem Feld oder im Garten, mit Ideen, Spenden, Saatgut oder regionalen Rezepten. Bei Interesse einfach eine E-Mail an: gemeinschaftsfeld@weniger-ist-machbar.de.
In der Presse:
Gemeinschaftsgarten Nethen in IRREGULäR, der Schülerzeitung der KGS Rastede